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Ziele des Patienten-Empowerments

 

Das Ziel von Patienten-Empowerment ist, dass Patienten eine aktive(re) Rolle im Umgang mit ihrer Gesundheit bzw. Krankheitssituation einnehmen sowie mehr Eigenverantwortung übernehmen können. Zu berücksichtigen ist dabei immer die jeweilige Krankheitssituation, das Sozialgefüge des betreffenden Patienten und seiner Angehörigen, die Einflüsse aus Gesellschaft und Werbung sowie die bereits bestehende Gesundheitskompetenz. Eine Stärkung im Sinne des Patienten-Empowerment ermöglicht es Patienten, ihren Therapieerfolg und ihr Gesundheitsergebnis im medizinisch möglichen Rahmen maßgeblich positiv zu beeinflussen. Ein informierter, kompetenter und gestärkter Patient ist besser in der Lage, die Werthaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit von Gesundheits-angeboten auf individueller Ebene zu beurteilen, Prioritäten zu setzen, Experten zu involvieren, Entscheidungen zu treffen und diese aktiv umzusetzen. Dadurch können mögliche Krankheitsprogressionen, Krisensituationen oder auch Fehlbehandlungen schneller wahrgenommen und ggf. sogar verhindert werden. 

Somit kann Patienten-Empowerment einerseits zu einer höheren Lebensqualität bei Patienten beitragen und andererseits zu einer Effizienzsteigerung für das deutsche Gesundheitswesen insgesamt; unter Berücksichtigung evtl. hierfür vorher erforderlicher Ausgabensteigerungen durch die gezielte Unterstützung und z. B. selbstbewusstere Inanspruchnahme von Leistungen.

Rollen im Patienten-Empowerment

Entscheidender Akteur im Patienten-Empowerment ist der Patient. Durch Eigenkraft hat er die Möglichkeit, sich selbst zu „empowern“, indem er beispielsweise die für ihn passenden Gesundheitsmedien wählt, sich durch digitale Gesundheitsangebote wie z. B. Apps oder Online-Coachings motivieren und unterstützen lässt und durch Eintragungen seiner Vitalparameter in Tagebüchern seinen Gesundheitsstatus festhält und kontrolliert. Neue digitale Lösungen können hier einen wesentlichen Stellhebel zur Unterstützung des Empowerments aus Eigenkraft darstellen. Bei enger Auslegung des Begriffs „Patienten-Empowerment“ besteht die Gefahr, dass dem Patienten eine passive Rolle in der Form zugewiesen wird, dass der Patient z. B. durch eine dafür zuständige Institution oder Person „empowert“ werden müsste. Die AG Patienten-Empowerment legt Patienten-Empowerment aber weiter aus und versteht darunter die Aneignung einer Kompetenz in einem Prozess des gesellschaftlichen Wandels. Vor diesem Hintergrund wird die Unterstützung und Stärkung des Patienten nicht zwingend einer bestimmten Person (engruppe), einem Medium oder einer Institution zugewiesen. Stattdessen sieht sie den Grundgedanken des PatientenEmpowerments als gesamtgesellschaftliche Dimension sowie als durchgehende Aufgabenstellung quer durch alle Gesundheitsbereiche sowie direkt beim Patienten. Oftmals gibt eine Diagnosestellung durch den Arzt den ersten Anstoß, eine Änderung im Gesundheitsverhalten anzustreben. Hierzu kann der Arzt aufklären, Hinweise und Hilfestellungen geben. Der empowerte Patient ist hierbei in der Lage, Therapieempfehlungen von Leistungserbringern differenziert zu bewerten. Sein persönliches Umfeld, die Familie, Freunde oder Gesundheitscoaches und Selbsthilfe können helfen, den Patienten in der mit ihm vereinbarten Verhaltensänderung zu unterstützen und das angestrebte Ziel zu erreichen. Unser heutiges Gesundheitssystem ist stark davon geprägt, gegenüber dem Patienten eine paternalistische Haltung einzunehmen und so seine Entscheidungsfreiheit zu begrenzen. Nicht „Empowerment“ und „Mündigmachen“, sondern „Bevormundung“ ist vielfach Regel. Die Gründe hierfür können vielschichtig sein und reichen von zeitlichen Ressourcenengpässen bei den Leistungserbringern bis hin zu Informationsasymmetrien zwischen Gesundheitsfachkraft und Patient.

 

Eine der ganz entscheidenden Aufgaben sehen wir deshalb in der Umorientierung hinsichtlich der Rollen der Professionen, der Einrichtungen und der institutionellen Träger unseres Gesundheitssystems. Alle Beteiligte können von einer Orientierung am Patienten-Empowerment profitieren. Der Patient gewinnt an Gesundheitskompetenz und Handlungsfähigkeit hinzu. Dies kann dazu beitragen, dass die Gespräche zwischen Patienten und ihren Behandlern partnerschaftlicher geführt und Entscheidungen hinsichtlich möglicher Therapiemaßnahmen gemeinsam getroffen und konsequent umgesetzt werden können, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf das gesundheitliche Ergebnis. Neben den positiven Auswirkungen für die Patienten kann die so veränderte Beziehung zwischen Patienten und ihren Behandlern zusätzlich mit einem höheren Maß an Berufszufriedenheit für die Gesundheitsfachkräfte einhergehen. Damit entsteht ein Kreislauf, der langfristig auf allen Ebenen zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung und, wie oben bereits erwähnt, Effizienzsteigerungen führen kann.

 

Anforderungen an das Patienten-Empowerment

Die Umsetzung des Empowerment-Prozesses bedarf einer konsequenten Beteiligung und Einbeziehung des Patienten in den Entscheidungsprozess, unterstützt durch seine Integration in Kommunikationsströme. Und insbesondere hier gilt, dass Patient nicht gleich Patient ist. Die Unterschiedlichkeit der Patienten bedeutet, dass Empowerment in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Zielen erfolgen muss. Die Kommunikation mit dem Patienten sowie die empfohlenen Gesundheitsangebote müssen individuell auf den Patienten und seine Bedürfnisse zugeschnitten sein. Für den individuellen Zuschnitt der Interventionen spielen Faktoren wie sozialer Status und Kontext, Alter, Geschlecht, Herkunft, Krankheitsgeschichte und Gesundheitsverhalten eine wesentliche Rolle. Angefangen von der Kommunikation zwischen Patient und Leistungserbringer, über nachsorgende Therapieergänzungen oder präventive Gesundheitsangebote bis hin zu den institutionellen Rahmenbedingungen im Bereich der Gesundheitseinrichtungen wie der Kostenträger gilt es, Patienten aus der Objektrolle hin zur Subjektrolle zu befähigen und zu unterstützen.

Quelle: Bundesverband Managed Care e. V. | Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin | T 030 2809 4480 | bmcev@bmcev.de | www.bmcev.de

 

Meine Erfahrungen mit dem Patient-Empowerment

 

Als ich in der Sylvesternacht 1997/1998 einen Schlaganfall mit totalem Sprachverlust erlitt, war es sehr schwierig meine Wünsche zu äußern. Mir blieb nur zu den Anführungen und Fragen der Ärzte zu nicken bzw. mit der Hand Bewegungen zu machen. Nach und nach kam meine Sprache zurück und ich beschäftigte mich mit der Thematik Schlaganfall. Ich engagierte mich in der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, nahm an Tagungen und Messen von Fachgesellschaften teil und arbeitete als Mitglied einer Leitliniengruppe an der Erstellung der Leitlinie "Sekundärprävention ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke (TIA) mit.

So entstand ein Fachwissen, was auch meine behandelnden Ärzte bemerkten und so war es für mich ein Einfaches, mit den Ärzten zu kommunizieren und auch manchmal meine Vorstellungen durchzusetzen. Ich fand das gut, denn es geht schließlich um meinen Körper. Einfach nur ein Rezept entgegen zu nehmen und in der Apotheke die Hand aufzuhalten, das war nicht mein Ding.

 

Als ich 2017 die Diagnose Prostatakrebs mit multiplen Metastasen erhielt, war ich geschockt, aber nicht am Boden zerstört. Hatte ich mich doch die letzten 10 Jahre vor der Diagnose  schon ein wenig palliative Versorgung beschäftigt. So führte ich zu diesem Thema einige Gespräche in dem Gesundheitsministerium des Landes Bayern und auch des Bundes. Zudem war ich Referent im Rahmen der hausärztlichen Weiterbildung an der Palliativakademie in Dresden.

Als kurz vor der Klinikentlassung eine Palliativärztin mir nahe legte, einer palliativen Betreuung zuzustimmen, lehnte ich dieses wegen meines Wissens ab. Die Ärztin und ich diskutierten darüber und ich konnte sie überzeugen, dass meine Krebserkrankung kein Fall für eine Palliativbehandlung sei.

Ich muss sagen, ich habe die Entscheidung nie bereut, mir geht es mit einigen Ausnahme gut.

 

Schwieriger wurde es bei der Therapie. Eine Hormontherapie war klar, bei dem damals neu auf den Markt gekommenen Medikament Zytiga war es schon ein wenig komplizierter. Ich konnte meinen Urologen für eine Antragstellung auf Genehmigung der Krankenkasse gewinnen. Es ging schließlich um eine jährliche Summe von ca. 45.000 Euro.

 

Als meine PSA-Werte kontenuierlich, aber langsam, anstiegen, ging es auf eine Chemotherapie hinaus. Das aber war nicht in meinem Sinne, denn ich versprach mir keinen Zugewinn an Überlebenszeit. Für mich kam eher eine Bestrahlung einer Nebenieren-Metastase in Frage, die nachweißlich für den PSA-Anstieg verantwortlich war. Der Arzt lehnte das aber ab, da diese Terapie nicht Leitliniengerecht wäre. So hatten wir einen Patt - ich lehnte die Chemotherapie ab und er die Bestrahlung. Entscheidend für meine Ablehnung war, dass ich nicht wollte, dass ich meine Lebensqualität erschlechtere. War ich zu diesem Zeitpunkt immer noch buindesweit aktiv.

Schließlich willigte mein Arzt ein und schrieb eine Überweisung für die Strahlentherapie. Seitdem ist es Gang und Gebe, dass wir über alles Anstehende diskutieren und dann zu einer Entscheidung kommen.

Hilfreich beim Patient-Empowerment weiter voran zu kommen ist für mich die Berufung in den Patientenbeirat Krebsforschung des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 DKFZ Hauptgebäude - Bild: Tobias Schwerdt

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Über uns

Willi Daniels ist selbst Schlaganfallbetroffener.

Seit mehr als 20 Jahren engagiert er sich bundesweit im Bereich Schlaganfall, war 7 Jahre Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, ist Mitglied der S3 Leitliniengruppe "Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorisch ischämischen Attacke" und ist Preisträger von Wettbewerben der Financial Times Deutschland und der Schlaganfall-Hilfe. 2014 wurde er für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Preisträger beim Motivationspreis Deutschland 2014. Inhaber der Bayerischen Ehrenamtskarte in GOLD. 2019 erhielt er für besondere Verdienste um Gesundheit und Pflege die Bayerische Staatsmedaille.